Akupunktur in China

Für meine Ausbildung zum A-, B- und C-Diplom in Akupunktur reiste ich 2002 neun Monate lang nach Nanjing, China. Auszüge der vielen Eindrücke sehen Sie im Folgenden. Die Bilder durfte ich netterweise in den Kliniken, in denen ich hospitierte, aufnehmen.

Stuhl und Tisch im Behandlungszimmer

In China ist Akupunktur eine viel gängigere Behandlungsform als in Deutschland. Praxen gibt es nicht, aber Kliniken, in denen nur Akupunktur angewendet wird.

In den Klinikräumen werden Menschen auf engstem Raum behandelt. In den Räumen ist es nicht besonders ruhig. Auf Grund der kalten Temperaturen in Nanjings Wintern werden die Patienten mit Decken zugedeckt, da Innenräume zumeist nicht beheizt werden. Damit die schwerern Decken nicht schmerzhaft die Nadeln umbiegen oder weiter ins Gewebe drücken, werden zunächst Drahtgestelle über den Patienten gestellt, über den die Decke gelegt wird. In der Sommerhitze kühlen Ventilatoren.

Augendiagnosegerät

Die Intimsphäre ist bei einem Anamnesegespräch nicht gegeben. Jeder kann zuhören oder Fragen stellen.

Stuhl und Tisch im Behandlungszimmer

Auch bei Untersuchungen gucken die Umstehenden gerne zu.

Augendiagnosegerät

Die Chinesen haben gerne eine gut spürbare Akupunkturanwendung. Ist das „De-Qi“-Gefühl, an das sich der Deutsche erst mal gewöhnen muss, nicht heftig spürbar, sind sie unzufrieden. Da Elektroakupunktur das Gefühl verstärkt, ist sie immer willkommen

Stuhl und Tisch im Behandlungszimmer

Ist kein Bett frei oder erreicht man die zu behandelnden Bereiche im Liegen nur erschwert, wird auch im Sitzen behandelt. Auf den mangelnden Entspannungseffekt wird dabei keine Rücksicht genommen.

Augendiagnosegerät

Auch Ohrdauernadeln werden gesetzt, bevorzugt Ohrsamen, die aus auf Pflastern aufgeklebten Pflanzensamen bestehen.

Stuhl und Tisch im Behandlungszimmer

Ein großer Nadelvorrat liegt immer in Silberschalen zur Bereitschaft. Die Nadeln sind sterilisiert, werden dann aber nicht abgedeckt… Die studierenden Ausländer lassen sich in der Regel in China nur mit Einwegnadeln behandeln, die hier abgebildete Variante erscheint doch zu beängstigend. Neben den Nadeln sind Schröpfköpfe abgebildet. Zunächst werden die Schröpfköpfe innen schnell aufgeheizt, dann auf die Haut gesetzt, wo sie sich ansaugen, da die Luft sofort abkühlt. So sorgen die Schröpfköpfe ebenfalls für einen Energieausgleich, sowie für Entspannung vor allem bei Rückenschmerzen. In China wird auch blutig geschröpft. Ich ziehe jedoch das unblutige Schröpfen vor.

Augendiagnosegerät

Ergänzend zur Nadelung werden die Akupunkturpunkte bei bestimmten Indikationen durch Beifußzigarren, Moxazigarren, erhitzt. Eine sehr stinkende und auch nicht die sauberste Angelegenheit, wie auf dem Foto zu sehen ist.

Stuhl und Tisch im Behandlungszimmer

Es werden auch Stücke der Zigarren auf die Nadeln gepiekst, so dass die Nadel erwärmt wird.

Augendiagnosegerät

Oder man steckt diese Moxazylinder auf eine eigens dafür hergestellte Brille, um wie in diesem Fall eine Fazialisparese (Gesichtsnervenerkrankung) zu heilen.

Stuhl und Tisch im Behandlungszimmer

In einer der bekanntesten Moxakliniken in China arbeitet Professor Tao Kun gerne mit ganzen Moxaboxen, die großflächige Bereiche des Körpers erwärmen und mit der Heilwirkung des Beifußes versorgen.